Das Fin de Siècle Museum in Brüssel

  Der 6. Dezember war ein besonderer Tag für uns und für Brüssel. Das langersehnte Fin de Siècle Museum wurde eröffnet. http://www.fine-arts-museum.be/en/museums/musee-fin-de-siecle-museum   Ich zählte zu den wenigen Glücklichen, die schon am Vortag eine etwas privatere Führung genossen haben. Das Museum präsentiert Brüssel als kreativen Knotenpunkt Europas zur Jahrhundertwende. Die Ausstellung ist eine Sammlung von Werken belgischer Künstler wie z.B.: James Ensor, Fernand Khnopff, Léon Spilliaert, Victor Horta, Henry van de Velde aber auch internationalen Größen wie Paul Gauguin, Auguste Rodin und vielen mehr.      Doch nicht nur die Kunstwerke locken in das Museum, das Gebäude selbst ist schon einen Besuch wert. Die Hallen, die früher das Museum of Modern Art beherbergten, wurden umgebaut und renoviert, nun man kann auf den unterirdischen Ebenen –5 bis –8 die Kunst der Jahrhundertwende besichtigen. Und ein MUST-See ist der Lift, der einen dann wieder Richtung Tageslicht befördert.   Diese Reise regte mich an mehr über Henry van de Velde und Victor Horta, den beiden belgischen Größen, herauszufinden, aber dazu mehr in meinem nächsten Blog

100 Jahre Erster Weltkrieg in Flandern – 2014 - 2018

Vier lange Jahre zählten die “Flanders Fields” zu den dramatischsten Schauplätzen  des Ersten Weltkrieges. Länder aus der ganzen Welt waren verwickelt und beinahe eine Million Soldaten wurde hier verwundet, getötet oder als vermisst gemeldet, viele Tausende Bürger verloren ihr Zuhause. Die kleine Region rund um Ypern – eine friedliche Landschaft mit ihren Bauernhöfen und Feldern, kleinen Städten und Dörfern – wurde während dieses Krieges dem Erdboden gleich gemacht.     Warum auch interessant für Österreicher? In Flandern war der Erste Weltkrieg der Krieg der großen Mächte des nördlichen Mitteleuropa (Deutschland gegen v.a. Frankreich und Großbritannien, unterstützt von deren Kolonialländern) – österreichische Soldaten waren in dieser Region kaum vertreten. Dennoch, durch die langjährige und sorgfältige Aufbereitung der Thematik “Erster Weltkrieg” in Flandern – die Briten haben aufgrund der vielen Opfer viel in die Gedenkstätten investiert – wurde hier auf den paar Quadratkilometern eine Region des Gedenkens und gegen das Vergessen geschaffen, hochprofessionell und akribisch genau aufgearbeitet. Flandern hat ein vierjähriges Veranstaltungsprogramm ausgearbeitet und lädt somit jedermann ein - seien es historisch Interessierte bis hin zur jungen Generation, die sich keine Vorstellung über die Grausamkeiten eines derart sinnlosen Krieges machen können - über Frieden und Verständigung nachzudenken.   Hier ein Auszug aus einem möglichen Programm für eine Reise zu dem Thema: Geschichtsträchtiges Ypern     Zentrum des Geschehens des ersten Weltkrieges in Flandern war Ypern – im Mittelalter eine florierende Handelsstadt und eine der großen flämischen Tuchstädte neben Brügge und Gent; im Ersten Weltkrieg lag sie nach vier Jahren sinnloser Gewalt in Schutt und Asche. Tourismusinformation Ypern: www.toerisme-ieper.be   Flanders Fields Museum Ausgangspunkt einer Reise zum Thema “100 Jahre Erster Weltkrieg in Flandern” könnte das am eindrucksvollen Marktplatz (Grote Markt) gelegene, neu gestaltete Flanders Fields Museum (IFFM) sein. Es befindet sich in den ehemaligen Tuchhallen der Stadt. Ein Armband mit Mohnblume ermöglicht es interaktiv persönliche Geschichten zu erfahren – das moderne Museum ist ganz allgemein multimedial aufbereitet. In der Mitte des Museums befindet sich der Aufstieg zum Glockenturm. Die Bewältigung der 231 Stufen lohnen sich – man wird mit einem wunderschönen Ausblick auf Ypern und Umgebung belohnt! Flanders Fields Museum: www.inflandersflields.be   Tägliche Last Post-Zeremonie am Menin-Tor Seit 1927 findet unter dem Menin-Tor, dem größten Denkmal aus dem Ersten Weltkrieg (!), jeden Abend ein Zapfenstreich statt, um den gefallenen Soldaten zu gedenken. Sehr beeindruckend und rührend!   Die traurige Materie etwas aufhellen lässt es sich bei einem Spaziergang durch das entzückende Städtchen Ypern, das von einem grünen Gürtel umgeben ist und von Festungen umgeben: Ein Vorschlag von uns wäre ein Besuch beim sympathischen Chocolatier Karol Vandaele am Marktplatz., der gerne persönlich über die Familientradition berichtet – unbedingt eine Praline kosten!  – www.vandaele-ieper.be   Unsere Restauranttipps für Ypern: Pacific Eiland – sehr feines, auf den historischen Festungen, mitten im Grünen und am Wasser gelegenes Restaurant -  www.pacificeiland.be Old Tom – am Marktplatz von Ypern gelegenes kleines familiengeführtes Restaurant, bekannt für seine Aalzubereitungen, Krebse und Muscheln – www.oldtom.be   Zonnebeke Memorial Museum Passchendaele 1917 Das in einem Schloss untergebrachte Museum erinnert sehr anschaulich an die schreckliche Schlacht von Passchendaele (vom Jahr 1917) , einer der grausamsten im Ersten Weltkrieges. Sie zeigt Fotos, Filmfragmente, Uniformen, Waffen und Funde aus den Schlachtfeldern. In einem authentisch rekonstruierten unterirdischen Gang mit Funkzntrale, Lazarett, Schlafstätten sowie auch dem Nachbau von Schützengräben der unterschiedlichen Bataillone im Park des Museums erhalten die Besucher einen überaus realistischen Eindruck vom Alltag der Soldaten im Krieg. Rings um das Museum werden drei neue ausgeschilderte Wanderwege zu nahegelegenen Kriegsschauplätzen angelegt. www.passchendaele.be   Tyne Cot Friedhof – eine besondere Gedenkstätte v.a. für die Briten Auf dem größten Soldatenfriedhof des Commonwealth auf dem Kontinent befinden sich fast 12.000 Soldatengräber. Die vermissten fast 40.000 Soldaten - von den insgesamt 95.000 – deren Inschriften am Menin-Tor nicht mehr Platz hatten, wurden hier verewigt. Eine besondere Pilgerstätte für die Briten – auch Queen Elizabeth war hier schon zu Besuch. www.passchendaele.be   Einen Snack auf der Strecke für zwischendurch könnte man etwa in der kleinen lokalen Käserei “De Oude Kaasmakerij” (die alte Käsemacherei) zu sich nehmen – www.deoudekaasmakerij.be .   Für Liebhaber von Butterwaffeln und Spekulatius empfiehlt sich in dieser Gegend auch der Besuch der Biscuiterie-Visitor Centers (ev. inklusive Führung und Verkostung! : ) von Jules Destrooper – http://www.destrooper.be/de/home.aspx …wo man nur hinkommt – immer wieder findet sich auch immer ein Bezug zur Zeit des Ersten Weltkrieges.     Poperinge   Poperinge befindet sich hinter dem sogenannten damaligen Ypernbogen, an dem die Flandern-Schlachten stattgefunden hatten und ist somit von den kriegerischen Verwüstungen von Landschaft und Ortschaft und verschont geblieben. Allerdings nahm Poperinge eine ganz besondere Stellung als Ort der Rekreation direkt vor den Toren und Fronten des Krieges ein. www.poperinge.be Lijssenthoek Lazarettfriedhof Der größte Lazarettfriedhof, der um die Notaufnahmestationen für verwundete Soldaten im Westen und Osten der Stadt Poperinge entstanden ist, ist heute ein schlichter Ort des Friedens. Das neue Besucherzentrum schafft es sehr gut zu veranschaulichen, welchen Aufgaben und Herausforderungen sich Ärzte und Sanitäter während des Krieges stellen mussten. Täglich kann man dem “Soldaten des Tages” gedenken, der am gleichen Datum gefallen ist und dann hier begraben wurde. Das Bild ist im Besucherzentrum projiziert, gemeinsam mit den Informationen über diesen Soldaten, die über ihn bekannt sind. Auch das Wetter am Tag seines Todes sowie die Grabnummer – man kann dann das Grab aufsuchen und seiner gedenken. Ein besonders berührendes Ritual!   www.lijssenthoek.be   Hopfenmuseum “Hopmuseum” Poperinge ist aufgrund seiner klimatischen Verhältnisse und derperfekten Bodenbeschaffenheit seiner Region auch bekannt für seine Hopfenfelder. Dieser Thematik widmet sich das im Backsteingebäude befindliche Hopfenmuseum. Im angeschlossene kleine “Café” (so nennt man in Flandern die Bierkneipen) können verschiedenste der hunderte unterschiedlichen belgischen Biere gekostet werden.   www.hopmuseum.be/de   Ort der Zerstreuung für die Soldaten – das Teahouse TALBOT HOUSE Mitten in Poperinge befindet sich das legendäre Talbot House – der “every man´s Club” – für die Soldaten - heute immer noch Teahouse und authentisches Museum. Es war dies ein von den Soldaten der Westfront vielgeschätzter Treffpunkt, in dem zwar kein Alkohol ausgeschenkt wurde, allerdings mit sonstigen Mitteln, wie einer kleinen Bibliothek, einem Aufenthaltsraum mit Piano, einer kleinen Kapelle am Dachboden, einem wunderhübschen kleinen Garten, etc. für die kurzfristige Zerstreuung der Soldaten gesorgt wurde.     www.talbothouse.be   Der Schriftsteller Stefan Zweig kam vor etwa 80 Jahren in diese Region, zu eben diesen Schlachtfeldern, einen Ort, "um fünf Minuten zur Besinnung zu kommen”. Er war zutiefst erschüttert und zeigte sich für immer geprägt von dieser Erfahrung des Ersten Weltkrieges: "Nur wenn wir uns stark und bewusst orientieren, werden wir der furchtbaren Vergangenheit und damit der Zukunft gerecht. Also nach Ypern…"

Meisterwerke im MAS

Zum zweiten Mal mache ich mich auf den Weg zum MAS. Diesmal zu Fuß, denn jetzt kenne ich den Weg. Ca. 15 Minuten benötige ich, um von meinem Hotel im Zentrum Antwerpens entlang der Schelde bis zum neuen Museum zu schlendern. Ich komme an der Anlegestelle für Kreuzfahrtschiffe vorbei, an der mittelalterlichen Burg Steen -dem ältesten Gebäude der Stadt - an neuen Apartmenthäusern mit Blick über die Schelde.     Dann bricht die Häuserzeile ab und eröffnet den Blick auf das imposante Museum MAS, das da zwischen zwei ehemaligen Dockbassins thront.                             Es ist wirklich beeindruckend. Noch einmal nehme ich die große Wendeltreppe im Inneren des Gebäudes. Das Panorama verändert sich auf jedem Stockwerk und wird proportional mit der Höhe weitläufiger und einfach atemberaubender.     Nach diesem Höhenflug besuche ich die Ausstellung ‘Meisterwerke im MAS’ im 3. Stock des Museums. Das heißt, weg vom hellen Tageslicht und rein in künstlich beleuchtete Museumshallen. Es erwarten mich mehrere Räume mit Kunst aus Antwerpener Museen vom 15. Jahrhundert bis heute.                              Werke von den Altniederländern treffen auf zeitgenössische Kunstwerke. Man sucht nach Gemeinsamkeiten bzw. stellt Bezüge  zwischen Werken aus verschiedenen Jahrhunderten her. So werden z. B. Parallelen von Kunstsammlern bzw. Besitzern von Kunstkammern aus dem 16. Jahrhundert und der Sammleraktivität des belgischen Gegenwartskünstlers Panamarenko aufgezeigt.     Die Schau bietet einen guten Einblick in das Kunstschaffen der letzten 500 Jahre und vereint gleichzeitig auch die größten Kunstwerke aus den Antwerpener Museen – kurz -  ein neues Museum für interessante Ein- und Ausblicke, dessen Besuch sich doppelt lohnt!   www.mas.be

MAS–Museum am Strom. Eine neue Landmarke in Antwerpen

Antwerpen hat ein neues Museum – besser – einen Museumsturm! Ich habe mich so richtig klein gefühlt, als ich am Museumsplatz stand und meinen Blick nach oben richtete: Riesige Quader aus rotem Sandstein und dazwischen Glasfassaden.             Dieses Gebäude muss man von innen sehen, und das ist auch gut möglich. Hier kann jeder rein kommen und sich mit der Rolltreppe von Stock zu Stock nach oben tragen lassen. Der Ausblick ist berauschend. Riesige geschwungene Glaswände an den Außenwänden lassen den Blick über Hafen und Schelde oder auch über die Stadt gleiten. Ähnlich einer überdimensionalen Wendeltreppe schraubt man sich nach und nach in die Höhe. Im 8. Stock ist dann aber erst einmal Schluss, den die letzte Etage, der 9. Stock, ist der haute cuisine und seinen Verehrern vorbehalten. Der 2* Koch Viki Geunes hat sein Restaurant im Limburgischen Mol aufgegeben, um die Antwerpener Feinschmecker hier in luftigen Höhen zu bekochen.                 Also geht es wieder retour zum Eingang. Dort besorge ich mir eine Eintrittskarte in die Museumsräume. Wenn ich schon hier bin, will ich auch sehen, welche Geschichten die Stadt Antwerpen zu erzählen hat. Ich beginne im 2. Stock im Museumsdepot. Hier kann man den Fundus dieses riesigen Museums betrachten. 470.000 Stücke insgesamt besitzt das MAS – davon sind einige Tausend in den Sälen ausgestellt und die meisten hier im Depot in Regalen gestapelt bzw. in Schubladen eingeordnet. Es war wohl ein unglaublicher Kraftakt, all diese Gegenstände zu inventarisieren. Die 4. Etage ist dem Thema Machtdemonstration gewidmet und erzählt von fünf Machthabern und deren Methoden und Symbole der Machtausübung. Im 5. und 6. Stock steht die Stadt Antwerpen zentral. Einmal in ihrer Entstehung und Entwicklung und dann auch in ihrer Rolle als Hafenstadt. Neben vielen Bildern und Gegenständen werden auch Videofilme gezeigt. An vielen Stellen kann man sich mittels Museums-iPhone die Informationen auf Deutsch auf den Bildschirm laden. Die letzten zwei Museumsstockwerke handeln vom Thema Leben und Tod. Es wird gezeigt wie verschiedene Völker mit den Fragen – woher kommen wir und wohin gehen wir – umgehen. Mir schwirrt schon ein wenig der Kopf, auch weil es hier so viele unterschiedlichen Themen und Zugänge gibt, dass ich beschließe die temporäre Ausstellung auf den nächsten Tag zu verschieben. Ich setze mich jetzt lieber auf die Terrasse des Museumscafés Storm und lass mir ein einheimisches Bierchen servieren – ein Antwerpener Bolleke!

Choco-Story – von der Bohne zur Schokolade

Brügge – die romantische Stadt Flanderns – verbirgt in seinen schmalen Gässchen so manche Geheimnisse. Eines davon ist das Schokoladenmuseum. Nur fünf Minuten vom Belfried entfernt, steht das von außen unscheinbare Gebäude. Die hohe Backsteinfassade lässt nicht vermuten, dass sich dahinter die Choco-Story befindet. Vom Eingang bis zur Kassa hat man bereits die Möglichkeit etwas über die Geschichte von der Schokolade in Brügge zu erfahren. Wussten Sie zum Beispiel, dass es bereits seit dem 17. Jahrhundert Schokolade in Flandern gibt? An der Kassa vorbei geht es in den ersten Stock. In diesem Saal kann man auf Schautafeln über das Leben der Mayas und der Azteken nachlesen. Ebenso erfährt man die verschiedensten Verwendungszwecke des Kakaos in der früheren Zeit. Kakao war damals nicht nur Lebensmittel – er wurde unter anderem sogar als Zahlungsmittel verwendet. Am Ende dieses Raumes kann man dann noch Schokoladentassen begutachten, bevor es dann weiter geht in den zweiten Stock, wo ein Kakaobaum und eingelagerte Kakaobohnen auf die Besucher warten. Es werden auch die ersten Maschinen gezeigt, welche zur Schokoladenherstellung verwendet wurden. Im dritten Stock wird unter anderem den Besuchern gezeigt, warum Schokolade gesund ist! Es wird auch über den Werdegang der Hersteller erzählt. Am Ende dieses Saales kann man sich noch einen kurzen Film über Kakao und Schokolade ansehen. Zu guter Letzt kommt das Highlight des Museums: hier kann man live miterleben wie eine Praline hergestellt wird und das Beste dabei - man darf sie auch kosten.